Hund & Jagd - Das Jagdhundemagazin

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Leserbrief zu dem Artikel: „Quo vadis, Spinone“


Wo kauft man einen Welpen? Natürlich bei einem Züchter, der dem Zuchtverein der Rasse und dem VDH angehört, weil man dort einen sehr großen Wert auf gesunde Hundezucht legt.


Das dachte ich, bis ich vor kurzem zufällig auf der Züchterhomepage der Familie Püllenberg unter „In eigener Sache“ den Artikel „Quo Vadis Spinone, Hund & Jagd 1/2017“ gefunden und gelesen hatte. Mit großen Erstaunen und Erschrecken habe ich dort Informationen gefunden, die mir so vorher nicht bekannt waren. Ich besitze einen Spinone-Rüden, Alfredo un compagno di Vita, genannt Pepe, gew. am 21.12.2014, aus dem dort erwähnten Zwinger.
Mitten in der Nacht zum 01.11.2016, für uns völlig unerwartet, hatte Pepe seinen ersten Krampfanfall. Wir waren völlig geschockt. In der nächsten Nacht bekam er schon den zweiten Anfall. Als erstes wurden beim TA eine Untersuchung und Laborkontrolle durchgeführt, alles im Normbereich. Auf Anfrage bei der Züchterin, ob in der Linie Fälle von Epilepsie bekannt sind, wurde mir mitgeteilt, dass in der Linie seines Vaters seit zwei Monaten zwei Fälle bekannt sind. Um Erkrankungen auszuschließen, wurde er in einer Tierklinik untersucht. MRT, Liquor Punktion, Röntgen, neurologische Untersuchung, Labor usw. Alle Untersuchungsergebnisse erwiesen sich als Normalbefunde, so dass die Diagnose idiopathische Epilepsie gestellt wurde. Den Befund mit der Diagnose habe ich am 11.11.2016 an die Zuchtleitung des SICD e.V. und an seine Züchterin weitergeleitet.
Leider fühle ich mich weder durch die Züchterin, noch durch die Zuchtleitung unterstützt. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass die Erkrankung meines Hundes nicht ernst genommen wird. Aussagen wie: „Ein Hund merkt ja nichts im Anfall oder ein Hund mit Epilepsie kann alt werden“ helfen einem als Betroffenen nicht weiter und sind eher wie ein Schlag ins Gesicht.
Epilepsie ist eine Erkrankung, die das Leben für alle Beteiligten gravierend verändert. Der Krankheitsverlauf ist ganz sicher nicht bei jedem Hund gleich. Wenn der Hund gut eingestellt werden kann und nur wenig Anfälle bekommt, mag das noch gehen. Das ist aber leider nicht bei allen der Fall und dann ändert sich das Leben für Hund und Halter sehr.
Im Anfall ist mein Pepe bewusstlos, in dieser Situation bekommt er sicher nichts mit. Aber danach, Zwangswandern, er erkennt uns nicht mehr, er läuft gegen Wände, Türen, Gegenstände usw., reagiert nicht auf Ansprache, ist völlig orientierungslos. Wir sind dann voll damit beschäftigt, darauf zu achten, dass er sich nicht auch noch verletzt. An manchen Tagen, zwischen oder nach den Anfällen, ist er absolut ruhelos, steht da und bellt völlig grundlos, wandert den ganzen Tag durchs Haus, wie ein Tiger im Käfig, Pepe kann überhaupt nicht abschalten.
Eigentlich wollte ich mit Pepe zur Jagd gehen, aber daran ist überhaupt nicht zu denken ...
Pepe kann uns leider nicht sagen, wie es ihm geht. Ich glaube aber nicht, dass er sich immer wohl fühlt, sonst würde er auch mal ruhig da liegen oder schlafen.
An guten Tagen verhält er sich ganz anders.
Auch wir müssen unseren Tagesablauf dem Hund anpassen.
Jeden Morgen, sieben Tage in der Woche, früh aufstehen. Mal ausschlafen ist nicht möglich, die Medikamente müssen ganz regelmäßig verabreicht werden. Wir schlafen keine Nacht mehr durch, weil man beim kleinsten Geräusch wach ist und denkt, es geht wieder los. Es muss immer jemand zu Hause sein, weil der Hund im Notfall sofort Hilfe benötigt. Zusammen mal ohne Hund etwas unternehmen, geht nicht. Wir können den Hund aber auch nicht immer mitnehmen, da ich glaube, dass ein geregelter Tagesablauf und Ruhephasen für einen an Epilepsie erkrankten Hund wichtig sind.
Auch an Kosten kommt einiges auf den Halter zu: Untersuchungen, Medikamente, regelmäßige Blutkontrollen usw.
Ich arbeite zum Glück zu Hause, sonst könnte ich den Hund nicht halten. Vielleicht sind das auch Gründe dafür, dass viele an Epilepsie erkrankte Hunde früh eingeschläfert werden. Man kann es einfach nicht managen, der psychische Druck wird zu groß oder die Kosten sind nicht tragbar.
Ich hoffe, dass sich der Gesundheitszustand meines Hundes noch bessert. Es wäre für mich eine Katastrophe, wenn er, trotz aller Mühen und Einschränkungen, die man auf sich nimmt, uns schon so jung wieder verlassen würde.
Es ist für mich absolut verantwortungslos, Hunde zur Zucht einzusetzen, in deren Linien Epilepsie bekannt ist. Sicher kann man nie ausschließen, dass ein Hund erkrankt, aber die Wahrscheinlichkeit wird bestimmt größer, wenn genetisch belastete Linien zur Zucht eingesetzt werden. Warum leitet man Befunde an die zuständigen Stellen weiter, wenn sie dann irgendwo in einer Schublade landen und nicht an alle Züchter weitergegeben werden? Es kann nicht sein, dass weder Züchter noch Halter über Erkrankungen in Linien informiert werden.
Und es kann auch nicht sein, dass der Vater von Pepe, „Ludstar Duccio“, sowie auch sein Halbbruder „Benedetta Befana’s Bagnino“ gerade aktuell auf der Homepage des SICD e.V. unter Deckrüden eingestellt wurden.
Nahe Verwandte eines an Epilepsie erkrankten Hundes, sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden!
Gesunde Zucht sieht irgendwie anders aus ...
Ich kann nur jedem Halter erkrankter Hunde raten, die Erkrankungen öffentlich zu machen, damit alle Züchter informiert sind und die Möglichkeit haben, Verpaarungen stark belasteter Linien zu unterlassen!
Wo kauft man einen Welpen, wenn man sich auf den Zuchtverein der Spinone im VDH nicht verlassen kann? Da besteht sicher noch einiges an Handlungsbedarf, auch vom VDH. Es steht sicher auch sein guter Ruf auf dem Spiel.
Familie Püllenberg danke ich für die offenen Worte und ziehe den Hut vor der Konsequenz, die sie aus dem Ganzen gezogen hat.
Ich wünsche dem Spinone einen besseren Weg, denn er ist ein so toller Hund.

Claudia Rohe

Tags: Jagdhunde, Epilepsie, Leserbrief

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