Hund & Jagd - Das Jagdhundemagazin

Folgt uns:

Chaos im Verein für Deutsche Wachtelhunde


Im Verein für Deutsche Wachtelhunde herrscht wenige Tage vor der Hauptversammlung in Baiersbronn das reine Chaos.

Die bekannt gewordenen Gesundheitsprobleme in der Rasse - insbesondere IOCH, DC, ED (allesamt vererbbare Skeletterkrankungen) - werden nicht etwa konstruktiv diskutiert. Im Mittelpunkt des Vereins steht vielmehr die Frage, welche Köpfe rollen müssen. Ein Teil des Vorstands und zehn Landesvorsitzende fordern den Kopf von Wolfgang Rüdiger, dem zweiten Vorsitzenden des VDW.

Eigentlich sollte in diesen Tagen die Deutsche Wachtelhund-Zeitung in den Briefkästen der knapp 3800 Mitglieder liegen. Doch die lässt in Papierform auf sich warten. Stattdessen kursieren mehrere Online-Entwürfe im Verein. Im ersten Entwurf durften zehn Landesgruppenvorstände ihrem Ärger über Wolfgang Rüdiger Luft machen. Nur zur Erinnerung: Wolfgang Rüdiger ist derjenige, der 13 Jahre nach Durchführung einer Studie an Wachtelhunden mit katastrophalen Ergebnissen gefordert hatte, dass die ebenfalls seit 13 Jahren bekannten Ergebnisse endlich in der Zucht Konsequenzen haben müssten. Diese massive Kritik fand bei den Vereinsverantwortlichen wenig Wohlwollen. Die zehn Landesgruppenvorstände forderten in ihrer Stelleungnahme Rüdiger ziemlich unverhohlen auf, sein Amt aufzugeben.

Die Wachtel-Zeitung mit dieser Stellungnahme ist dann allerdings nicht gedruckt worden. Rüdiger soll eine Gegendarstellung gefordert haben.

Die Folge war, dass ein neuer Entwurf gefertigt wurde, in dem die Stelllungnahme der Landesfürsten komplett fehlte - und eine Gegendarstellung Rüdigers keine Grundlage hatte. Stattdessen wurde ein Interview mit Dr. Dagmar Heydeck, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Zucht und Foschung des VDH, in die Vereinspostille gerückt. Und die fand durchaus kritische Worte zum Zuchtgeschehen im VDW.

Frage DWZ: "Es gibt Personen, die die Meinung vertreten, dass die in 2003 nicht erfolgte Selektion verantwortlich sein könnte für heutige ED-Ergebnisse. Könnte dies eine realistische Sichtweise sein, dass durch eine einmalige Untersuchung wesentliche Effekte hätten erzielt werden können?" So etwa stellt sich Lieschen Müller ein Interview vor: Fragen stellen und die Antwort gleich mitliefern. Doch die VDH-Vertreterin fiel auf diese Stragetie nicht rein. Sie antwortete: "Aus einer einmaligen Untersuchung kann man kein Zuchtprogramm ableiten. Allerdings hätte man angesichts der Prozentzahlen betroffener Hunde den Defekt im Auge behalten und mindestens weitere zwei Jahre Daten sammeln sollen."

Aber die DWZ-Macher versuchten es dann noch einmal. Sie fragten: "Welche Bedeutung haben aus Ihrer Sicht die Listen der IOCH-Untersuchung von 2003 für den VDW und dessen Zucht?" Und wieder reagierte die VDH-Vertreterin überlegt: "Die Untersuchung ausgewählter Hunde in 2003 war ein Schritt in die richtige Richtung, das hätte nur weiter verfolgt werden sollen."

Zur Erinnerung: Bei der Untersuchung von rund 150 Hunden wurden 2003 bei 25 Prozent der Hunde Skeletterkrankungen festgestellt.

Doch auch die zweite Fassung der Wachtelhund-Zeitung wurde bislang nicht gedruckt bzw. an die Mitglieder ausgeliefert.

Es gab eine Zeit, in der kaufte man sich einen Deutschen Wachtelhund und war sich sicher, wegen dessen besonderen Stöberleistungen Einladungen zu Jagden zu erhalten. Lang, lang ist das vorbei. Seit über zehn Jahren wird unter Hundeführern und Jagdveranstaltern diskutiert, was mit dieser Rasse los ist. Wenn eine halbe Stunde nach dem Anwechselns eines Stücks Wild ein unermüdlich Laut gebender Wachtel folgt, kann man dies wohl nicht mit einer besonders feinnervigen Nase erklären. Waidlaut dürfte da wohl eher den Kern der Sache treffen. Und wenn Wachtelhunde Einstände meiden, weil dort Sauen (mit der feinen Nase) wahrgenommen wurden, dann nennt man das wohl landläufig Blinken. Und dies sind keine Einzelfälle. In den Schwarzwildgattern fallen über alle Rassen fünf Prozent der vorgestellten Hunde durch. Das ist vollkommen normal. Nicht normal ist die Zahl, die aus einem Landesjagdverband Hund & Jagd mitgeteilt wurde: Dort fielen in den letzten Jahren 25 Prozent der vorgestellten Wachtelhunde im Schwarzwildgatter durch! Da wird dann schon verständlich, dass sich der Zuchtverein für diese Rasse vehement dagegen wehrt, ein Leistungszeichen für Gatterarbeit zu vergeben.

An den Zuchtverantwortlichen des Vereins Deutscher Wachtelhund gehen diese Entwicklungen vorbei. Eine hohe Zahl von Skeletterkrankungen wird 13 Jahre ignoriert und fließt nicht in die Zuchtlenkung ein. Wesensschwächen beim DW? Das kann ja gar nicht sein, argumentiert der Noch-Vorsitzende Hartnagel gegenüber Hund & Jagd.

Wohin führt der Weg dieser einstmals so guten Rasse?

Tags: Jagdhunde, Deutsch Wachtel

Login

Was bedeutet das?